Zum Internationalen Tag des Bieres habe ich mal etwas über die Tradition des Brauens in Kuba recherchiert. Zugegeben die Herstellung reicht nicht so weit zurück, wie es in Weihenstephan der Fall ist, aber über 170 Jahre sind auch eine Menge Zeit.

Bereits in den 1840er Jahren wurde in Kuba Bier gebraut. Das war allerdings nicht von Erfolg gekrönt. Dann ab 1888 ging das Brauen richtig los und wurde zu einer Erfolgsgeschichte, denn Kubaner lieben neben dem Rum auch Bier.

Bier vor der Revolution

Kubanews: historische Biere in Kuba

Biermarken vor der kubanischen Revolution

Das erste Bier Kubas brauten 1841 Jose Manuel Asbert und Calixto Garcia (nicht der General) in der Altstadt von Havanna. Sie nutzten Gerste und Saft des Zuckerrohrs für ihr Getränk. Mit einem Bier nach deutschem Reinheitsgebot hat das wenig zu tun. Es war nicht allzu lange am Markt – die Fabrik schloss wieder.

La Tropical und Cristal

In Puentes Grandes, Marianao startete Julio Blanco Herrera erst 1888 einen weiteren Versuch. Das Bier wurde in einer Eisfabrik hergestellt und La Tropical getauft. Es war zunächst von geringer Qualität. Erst mit Unterstützung aus Frankreich und Deutschland gelang auch der internationale Durchbruch und es gab mehrere Varianten. Dazu zählten La Tropical als Helles (La Tropical Clara) und Dunkles (La Tropical Oscura Excelsior), sowie Cristal Hell (Cristal Clara Palatino) und ein Dunkles nach Münchener Brauart. Ab 1896 gewannen La-Tropical-Biere regelmäßig internationale Preise.

Das Bier La Tropical feierte ab 1998 wieder eine Auferstehung. Der Urenkel des Gründers startete mit der Produktion in Miami.

Polar

In der Industriezone Puentes Grandes eröffnete 1911 eine weitere Brauerei. Sie war Geburtsstätte der Marke Polar – das mit dem Eisbären – sowie Trimalta. Es wurde mit Hilfe der Beer Company International und mit dem Geld eingewanderter Katalanen der Familie Zorrillas y Giraudier aufgebaut. Sie investierten auch sehr aktiv in die kubanische Profi-Baseball-Liga. Slogan der Polar-Brauerei war: La cerveza del pueblo y el pueblo nunca se equivoca (so viel wie: Das Bier des Volkes und das Volk irrt nicht.). Die Brauerei verantwortete auch die Eröffnung von Biergärten in der Nähe am Flüsschen Almendares – ganz wie in Deutschland 😎

Hatuey

Bereits 1915 gründete sich die Santiago Brewing Company und brachte ein Bier namens Hatuey heraus. Der Name geht auf den gleichnamigen Häuptling der Ureinwohner Kubas zurück, der im 16. Jahrhundert lebte und von den Spaniern ermordet wurde. 1927 kaufte Emilio Bacardi Moreau die Brauerei und braute das neue Hatuey in Santiago de Cuba im Stadtteil San Pedrito. Gleichzeitig organisierten die Bacardís den Vertrieb ihres Rums über die Brauerei. Erweiterungsinvestitionen 1946 in Havanna (Cervecería Modelo, Cotorro) und 1953 in Manacas, Las Villas (Cervecería Central) brachte dem Hatuey-Bier im vorrevolutionären Kuba einen Marktanteil von 50%.

Nach der Revolution ging es weiter

Wie ich eben zeigte, gab es in Kuba vor der Revolution fünf Brauereien. Sie alle waren in Inhaberschaft von Kubanern. Nach der Verstaatlichung 1960 änderte sich alles. Die Versorgung mit Bier lief schlechter und neue Vertriebswege wurden gefunden. Ein übliches Ritual war der Tankwagen von der Fabrik (una pipa de cerveza), der direkt in die Wohngegenden fuhr. Ein Standort für die wöchentliche Versorgung fand sich schnell und in jeder Familie gab es einen Eimer oder Kanister. So sparten die Fabriken die ressourcenaufwändige Abfüllung in Flaschen oder Büchsen. Für Hochzeiten oder den 15. Geburtstag gab es ungelabelte Sonderkontigente, die über die Libreta vergeben wurden.

Im Laufe der Jahre entwickelten sich neue Marken. In den 1990er Jahren schließlich gründete sich ein Joint Venture, dass die Versorgung ganz Kubas mit Bier sicherstellen sollte.

Cervecería Bucanero S.A.

Kubanews: Cervesería Bucanero

Logo der Cervecería Bucanero.

Die Brauerei Cervecería Bucanero S.A. (CBSA) stellt die großen Marken Kubas seit dem 2. Mai 1997 her: Bucanero (im Export Cubanero), Cristal (Palma Cristal), Cacique und Mayabe. Somit ist die althergebrachte Marke Cristal wieder in Kuba präsent. Die neue Marke Bucanero etablierte sich am Markt. Wegen der guten Wasserqualität wählten die Verantwortlichen Holguín als Standort. Eine Brauerei existierte dort bereits seit 1988. Einst stellten Arbeiter aus der DDR und Kuba sie fertig. Die neue Brauerei ist ein Joint Venture mit der American Beverage Company (AmBev) und gehört zu 50% dem kubanischen Staat.

Kubanews: Bier Mayabe und Cacique

Die beiden kubanischen Biere für CUP: Mayabe und Cacique.

Bucanero gibt es als eine Variante „Fuerte“ mit 5,4 Vol-% Alkohol und als „Max“ mit 6,5 Vol-%. Letzteres sah ich selbst noch nie in einem Geschäft. Cristal ist schwächer als Bucanero mit 4,9 Vol-%. Der Vertrieb läuft auf dem Markt für Peso Convertible – CUC (Das kubanische Währungssystem wird in einem anderen Artikel erklärt). Für den Markt mit kubanischen Peso (CUP) gibt es die beiden Biere Mayabe und Cacique. Sie sind etwas schwächer mit 4 und 4,5 Vol-% Alkohol. Mir persönlich schmeckt Cacique besser und ich nutze es gern als Alternative zu den Bieren für CUC.

Lokale Biere in den Provinzen

Mit der Cervecería Bucanero S.A. wird der größte Teil des Marktes für Kuba abgedeckt. Es gibt aber von Pinar del Rio bis Santiago de Cuba kleine lokale staatliche Brauereien, die die Kubaner mit Bier versorgen. Auf den einschlägigen Bewertungsportalen kann man über diese Biere so etwas lesen, wie: „Das schlechteste Bier, das ich jemals getrunken habe“. Das Gute – wenn man so will – ist, dass das Bier wenig kostet, meist sind die Flaschen für 10 CUP zu haben.

Kubanews: Cerveza Bruja

Das Bier Bruja wird in der Region Santa Clara hergestellt.

In Pinar del Rio wird bspw. das Bier Princesa hergestellt und vertrieben. In Havanna existiert das Bier Polar noch. Das Label ist wie oben abgebildet in blau. Das habe ich im September 2016 selbst gekostet – ein Erlebnis der besonderen Art. Weiter nach Osten gibt es in Varadero das gleichnamige Bier im Vertrieb des CIMEX. Cerveza Varadero existiert seit 1977 und wird als Lager-Bier hergestellt und ist kein Bier für kubanische Peso. Hergestellt wird es in in der Brauerei Cervecería Tínima de Camagüey.

In Santa Clara gibt es aber noch die Brauerei Fábrica de Cervezas Antonio Díaz Santana. Sie ist die ehemalige Cervecería Central des Bacardí-Clans. Hier wird das Bier Bruja gebraut und vertrieben.

Kubanews: Cerveza Tínima

Bier aus Camagüey: Tínima.

Die Brauerei Cervecería Tínima wurde mit Hilfe der DDR aufgebaut. Dazu wurden Braumeister und Technologie der DDR nach Kuba geschickt. Eröffnung war am 23. Dezember 1985. Das Bier Tínima benannt nach dem Fluss, der an der Fabrik vorbeifließt, wird international vermarktet. Es gibt Varianten mit 5,3 und 6,5 Vol-% Alkohol. Mit dem Bier wird ganz Kuba versorgt.

Eine Brauerei Guamá mit gleichnamigen Bier existiert noch ganz im Süden Kubas, die auch international ihre Biere vertreibt. Was mit der Brauerei in Santiago de Cuba geworden ist, konnte ich leider nicht herausfinden 🙁 Vielleicht kann mir ja ein Leser weiterhelfen. Dann ergänze ich gern den Text.

In den letzten Jahren haben sich zudem in Havanna Mikrobrauereien gegründet. Die letzte ist direkt am Hafen eröffnet worden und liegt an der Alameda de Paula. Perfekt für ein kühles Bier mit Blick auf Regla und den Hafen. Außerdem gibt es schon seit einigen Jahren am Plaza Vieja eine Mikrobrauerei.

Fazit

Bier und Kuba gehören einfach zusammen. Es gibt so viel Tradition rund um den Gerstensaft, der mit einem gewachsenen Wissen einhergeht. Außerdem wurde aktive über eine Kooperation mit der DDR an den Kapazitäten gearbeitet. Insgesamt ist es beruhigend, dass Bier allerorten zu finden ist, wenngleich die Qualität schwanken kann.