Die Kubaner sind ein buntes Gemisch unterschiedlicher Völker. Es gibt neben den Ureinwohnern Wurzeln nach Europa, Afrika und Asien. Und damit sind nicht nur die Spanier, ehemalige afrikanische Sklaven und die Chinesen gemeint – der kulturelle Fonds Kubas ist viel größer. Dementsprechend gibt es eine bunte Mischung aus traditionellen Mitbringseln, die die Basis für den Aberglauben bilden. Und die Kubaner sind abergläubisch. Das geht weit über die eher neckische Geste, den ersten Schluck Rum für „los Santos“ zu spendieren, hinaus. Es scheint, dass für sehr viele Lebenssituationen eigene Rituale gelten, um sich vor Bösem zu schützen und Gutes zu befördern. Heute schaue ich den Kubanern mal über die Schulter.

Die Völkermischung macht den Aberglauben

Kubanews: Ador a la Virgen de la C, Marisol Hernandes, 2012, Aberglauben und Religion

Religion und Aberglauben gehen oft Hand in Hand – in Kuba gibt es eine bunte Mischung von Mystizismus bis zu unterschiedlichen Religionen. (Bild: Marisol Hernandes)

Von den Ureinwohnern Kubas ist nicht viel mehr als die Erinnerung und viele Siedlungsnamen erhalten geblieben. Sie sind, wie die Menschen in vielen Teilen Lateinamerikas, den spanischen Eroberern und Krankheiten, wie Pocken und Masern zum Opfer gefallen. Die Spanier beförderten mit den ersten Schiffen bereits eine bunte Mischung Europäer, Afrikaner und Asiaten mit. Ab 1524 bis 1886 verschleppten die Spanier 50 bis 60.000 afrikanische Sklaven nach Kuba, die ihre Kultur ebenfalls mitbrachten. 1655 siedelten 8.000 Spanier von Jamaica nach Kuba über, da die Insel von den Briten erobert wurde. Franzosen und Spanier übersiedelten aus Florida im Rahmen des Tauschs der Halbinsel durch die Spanischen Krone.

Nach der französischen Revolution kamen weitere 30.000 französische Flüchtlinge aus Haiti – sie wollten der nun vorherrschenden schwarzen Dominanz in dem Land entkommen. Mitte des 19. Jahrhunderts wurden Chinesen aus Kanton nach Kuba gebracht, um auf den Plantagen zu arbeiten, nachdem die Sklaverei stufenweise bis 1886 abgeschafft wurde. Von den Kanarischen Inseln kamen Tausende Einwohner nach Kuba und arbeiteten vorwiegend in der Landwirtschaft der Insel. Im ausgehenden 19. und 20. Jahrhundert gab es mehrere Einwanderungswellen aus Osteuropa, die wesentlichen Einfluss auf den jüdischen Bevölkerungsanteil hatten. Durch die enge Verflechtung Kubas mit dem RGW nach der Revolution kamen auch kulturelle Farbtupfer aus dem Ostblock auf die Insel.

Die Kubaner haben in sich also viele folkloristische Standpunkte vereint und können dementsprechend auf einen kulturelles Erbe zurückgreifen, das sehr vielfältig ist. Damit verbunden sind auch die unterschiedlichsten Traditionen bezüglich des Aberglaubens. Die einzelnen Bereiche des Aberglaubens will ich nun beleuchten.

Was das Glück befördert

Ganz wichtig beim Aberglauben ist die Überzeugung, dem Glück auf die Sprünge helfen zu können. So, gibt es auch verschiedenste Arten sein Leben mit mehr Glück zu versehen und manchmal hilft es auch:

  • Immer mit dem rechten Fuß aufstehen oder durch eine Tür treten.
  • Bei kleinen Missgeschicken, drei Mal auf Holz klopfen.
  • Finger kreuzen, wenn du willst, dass etwas nicht passiert.
  • Pläne nicht verraten, damit sie sich verwirklichen.
  • Alpträume vor 12 Uhr erzählen, damit sie nicht wahr werden. Gute Träume nach 12 Uhr erzählen, damit sie wahr werden.
  • Geld auf dem Bett nicht zählen, sonst schläft es und kommt nicht wieder
  • In einen Hundehaufen treten bringt Glück.
  • Wenn die rechte Handfläche juckt, bekommt man Geld.
  • Beim Erblicken einer Sternschnuppe hat man einen Wunsch frei.
  • Zieht man ein Kleidungsstück verkehrt herum an, bekommt man ein Geschenk.
  • Eine Schildkröte im Haus nimmt das schlechte Karma auf.
  • Wenn man die Wimper verliert, mit einem Freund die Wimper zwischen die Daumen drücken. An dessen Daumen sie kleben bleibt, der hat einen Wunsch frei.

Das Böse lauert überall

Ein Unglück kommt selten allein, sagt man in Deutschland – Kuba kann da mit ganz anderen Kalibern aufwarten, aber fangen wir mit eher harmlosen Unglücksbringern an, um uns zu steigern:

  • Ein schwarzer Schmetterling im Haus.
  • Unter einer Leiter durchgehen.
  • Einer schwarzen Katze begegnen.
  • Ein Traum mit einem Baby bedeutet Unglück.
  • Eine Schere nicht auf’s Bett legen, sonst sind die Pläner zerstört.
  • Reis- und Maiskörner auf einer Straßenkreuzung können verhext sein.
  • Wenn die linke Handfläche juckt, verliert man Geld.
  • Wenn die Kleidung nach dem Ausziehen verkehrt herum abgelegt wird, verkehren sich die Pläne ins Gegenteil.
  • Die Ceiba ist heilig. Opfergaben werden an die Bäume gelegt. Sie zu stehlen, bringt Unglück.
  • Bei Regen soll man nicht singen, sonst trifft einen der Blitz.
  • Regenschirme nicht im Haus öffnen, sonst stirbt der jüngste Bewohner.
  • Wenn ein Leichenwagen vorbeifährt, soll man sich bekreuzigen.
  • Keinen leeren Schaukelstuhl schaukeln lassen, sonst kommen die Toten zurück.

Die Liebe hat eigene Gesetze

Kubanews: La Cuarta Boda, Marisol Hernandes, 2011 - Aberglauben und die Liebe

Das Brautpaar schreitet zum Altar. Viel kann schief gehen, so der landläufige Aberglaube und darum ist es gut zu wissen, welche Dinge zur Hochzeit absolut verboten sind. (Bild: Marisol Hernandes)

Die Liebe ist etwas besonderes und die Kubaner sind Romantiker. Deshalb gibt es für die Liebe auch besondere abergläubische Redensarten – sowohl zum Guten als auch zum Schlechten:

  • Wenn man einer unverheirateten Frau über die Füße fegt, bleibt sie Single.
  • Regen mit Sonne bedeutet, dass die Tochter vom Teufel heiratet.
  • Männern soll man keine Socken schenken, sonst laufen sie weg.
  • Männern soll man keine Taschentücher schenken, sonst bringen sie einen zum Weinen.
  • Ein Paar soll sich nicht gemeinsam unter fließend Wasser die Hände waschen, das gibt Streit.
  • Wenn die Braut vom Bräutigam vor der Trauzeremonie im Hochzeitskleid gesehen wird, so bringt das Unglück.
  • An einem Dienstag, den 13. wird nicht geheiratet.
  • Falls das Essen versalzen ist, ist der Koch verliebt.

Die Familie

Die Familie ist in Kuba heilig. Dementsprechend gibt es auch einige Sprüche dazu:

  • Nur Freunde und die Familie sollen Babies sagen, dass sie hübsch sind.
  • Kinder sind nicht gegen den bösen Blick geschützt, deshalb tragen Babies oft Amulette an karmesinroten Bändern, die davor schützen. Erwachsene schützen sich mit roten Accessoires auf der Kleidung.
  • Einer Schwangeren soll man keinen Wunsch ablehnen, sonst bekommt man eine Augenentzündung.
  • Eine Schwangere soll bei einer Sonnen- oder Mondfinsternis die Hände nicht auf den Bauch legen, sonst bekommt das Baby einen dunklen Fleck im Gesicht.
  • Bei der Geburt soll die Mutter keine Kette tragen, sonst schlingt sich die Nabelschnur um den Hals des Babys.
  • Sich den Musikantenknochen anschlagen bedeutet, dass die Schwiegermutter über einen schlecht spricht.

Aberglaube rund um das Haus

Das Haus ist für die Familie ein wichtiger Rückzugsort. Hier das Unglück fern zu halten, ist wichtig, damit der Kubaner ungestört leben kann:

  • Kommt eine große Fliege ins Wohnzimmer, so wird unerwarteter Besuch kommen.
  • Von einer frisch geöffneten Flasche Rum gehört immer der erste Schluck den Los Santos, sonst kommt das Unglück.
  • Zu Ostern (Karfreitag) soll man nicht das Haus putzen, sonst bekommt man ein Ameisenplage.
  • Salz nicht auf den Boden verschütten, sonst hat man Unglück. Falls doch geschehen, eine Prise über die linke Schulter werfen.

Sicher, diese Liste ist nicht komplett. Es gibt weitere abergläubische Konstellationen, aber es soll nicht alles verraten werden, schließlich hat Kuba einen reichen folkloristischen Schatz. Und nun nicht das Geld auf dem Bett zählen, sonst wird das nichts mit dem nächsten Urlaub in Kuba 🙂