Das Museo Casa de Ernest Hemingway ist eine Zeitkonserve. Alle Betrachter beschreiben es als ein Kleinod, in das der Besitzer just in der nächsten Minute um die Ecke kommen könnte und sich auf die Couch werfen würde. Ich sehe in ihm eine Oase in San Francisco de Paula, dem Ortsteil von Havanna, wo das Haus Hemingways seinen Platz hat.

Kubanews: Wohnzimmer Hemingway Finca Vigia Havanna

Der Blick ins Wohnzimmer der Hemingwayschen Finca Vigía.

Hemingway wollte in Kuba Privatier sein

Kubanews: Eingang Haupthaus Finca Vigía

Am Eingang zu Hemingways Finca Vigía findet sich eine großen Glocke. Wenn man ans Portal herantritt, kann man direkt ins Wohnzimmer blicken.

Warum lebte er in Kuba: weil er es mochte (it is because you like it), wie er es selbst in dem Artikel The Great Blue River der Zeitschrift Holiday 1949 niederschrieb. So lapidar sah es Hemingway und so einfach kann es sein. Dabei war dieser Teilsatz mehr als das – es war eine Liebeserklärung an Kuba. Er wollte einfach seine Ruhe und sich als Mensch bewegen, ohne permanent im Fokus des Interesses zu sein – das gelang ihm in Kuba. Er der Tausendsassa, Macho, Großwildjäger, Womanizer und Kriegsreporter konnte hier in der Abgeschiedenheit seiner Finca Vigía Meisterwerke schaffen und Gefühl zeigen, wie viele seiner Briefe aus Havanna an enge Freunde oder Verwandte zeigten.

Die Finca selbst hatte Unterhaltskosten von 4.000 US-Dollar pro Monat, was zu damaligen Zeiten wirklich viel war. Da sieht man mal, dass es sich die Hemingways richtig gut gehen ließen. Er hatte trotz der geschützten Lage sehr oft Besuch und den hofierte er gern. Der Hausherr hatte aber auch einige kostspielige Marotten: so musste es immer ein bestimmtes französisches Mineralwasser oder italienischer Wein sein. Und es gab selbstverständlich Einiges, was das Leben in Kuba leichter machte. So liebte er es scheinbar, dass er keine Schuhe tragen musste. Es war nur 30 Minuten mit dem Auto bis Cojimar, wo er zum Angeln rausfahren konnte. Er liebte den Kampf mit dem Fisch über alles, denn er empfand es als seinen Kampf Mann gegen Natur.

Das Grundstück hat seinen Charme erhalten

Kubanews: Bar Pilar am Museo Hemingway mit Barmann Yaniel

Barmann Yaniel macht sehr gute Cocktails am Museo Hemingway in der Bar Pilar.

Ein Teil meiner Familie genießt diesen Pol der Ruhe als verlässliche Quelle für Mangos. So hat die Vorliebe von Hemingway für diese Frucht was Gutes bis in die heutigen Tage. Ich liebe das Grundstück auch sehr, da sich die Touristenmassen gut verteilen und ab 14 Uhr geht es sowieso ruhiger zu. Die alten Bäume machen es zu einem kühlen Ort im heißen Havanna und die Bar Pilar bietet gute Cocktails eines sehr engagierten jungen Barmanns Yaniel.

Die Fakten zum Haus sind schnell erzählt: Die dritte Frau Hemingways Martha Gallaway wollte nicht mit ihm im kleinen Hotelzimmer des Ambos Mundos leben und machte sich auf die Suche. Im Jahr 1939 wurde zunächst gemietet, ein Jahr später für 12.500 US-Dollar gekauft. Dafür gab es über 60.000 m² Land mit einem großzügigen Flachbau auf einem Hügel, der später durch einen Turm, der zum ungestörten Schreiben gedacht war, ergänzt wurde. Das Haupthaus wurde 1886 vom katalanischen Architekten Miguel Pascual y Baguer an der Stelle des spanischen Forts La Vigía errichtet – daher auch der Name des Anwesens. Im Haus sind angeblich 9.000 Bücher zu finden und alles ist so belassen, wie es einst von den Hemingways verlassen wurde.

Kubanews: Hemingway Pilar

Seine Pilar liegt nun nicht mehr in Cojimar, sondern gut restauriert auf dem Anwesen.

Hemingway schrieb viele seiner Werke hier, z.B. in großen Teilen Wem die Stunde schlägt und auch Der Alte Mann und das Meer. Außerdem bot sich immer wieder Gelegenheit, ausschweifend zu saufen, egal ob nun in der Finca oder in der Stadt.

Selbstverständlich ist auch sein Boot, die Pilar, im Museum zu finden. Es steht neben dem Pool auf dem ehemaligen Tennisplatz und ist unter einem Dach gut geschützt. Dank der Kooperation mit den USA konnte es wieder tadellos in Stand gesetzt werden.

Das Museum heute

Mittlerweile ist Hemingway ein wichtiger Teil der Folklore Kubas. Es gibt mehrere Lesarten, wie die Finca Vigía samt Inhalt zum kubanischen Staat kam. Eine sagt, dass Hemingway es dem kubanischen Volk testamentarisch widmete. Andere gehen mehr oder minder von Enteignung aus. Wie dem auch sei – das lässt sich so ohne Zugriff auf Dokumente der Zeitgeschichte nicht eindeutig feststellen.

Zehntausende Fans kommen derzeit jedes Jahr in die Finca Vigía und es werden mehr. Sie kommen in Bussen, in Oldtimern und die ganz Wagemutigen mit dem Routentaxi oder Bus. Die Busreisenden sind meist etwas hektisch, da das Zeitfenster vorgegeben ist und es sollen ja meist auch noch Souvenirs ins Körbchen und die Fotos müssen auch schön sein – ist ja auch in Ordnung so. Anders die Menschen, die selbst anreisen. Da bleibt eben etwas mehr Zeit, sich in Ruhe auf das einzulassen, was das Grundstück so hergibt.

Das Museums zeigt eine Momentaufnahme aus dem Leben des Schriftstellers. Mir gefällt es immer zu versuchen, mich in seine Welt hineinzuversetzen. Und ich sehe das Museum als eine Liebeserklärung an Hemingway (mag sein mit monetären Hintergedanken). Es ist vielleicht auch deshalb so unberührt geblieben, da Hemingway auf ein Zurückkommen hoffte. Durch seine Depression und anschließendem Selbstmord war ihm das jedoch nicht vergönnt. Die zunehmenden Spannungen zwischen den USA und Kuba taten ihr Übriges.

Fazit

Trotz der vielen Touristen ist das Ambiente wirklich schön. Das Wichtigste für mich ist immer, sich Zeit zu nehmen. Ich schnappe mir auch gern mal einen Stuhl und setze mich unter die Bäume und genieße die relative Kühle unter den Bäumen. Dann merkt man auch, dass es Zeiten gibt, in denen fast keine Touristen da sind und die Vögel sich in den Vordergrund spielen.

Anreise

  • Im Hotel „Paket Hemingway“ buchen: Fahrt mit dem Bus und Eintritt sind dann enthalten und 30 Minuten zur Besichtigung.
  • Mit einem Oldtimer zum Museo de Casa Hemingway fahren, Abfahrt gewöhnlich vor dem Hotel Inglaterra. Eintritt muss selbst gekauft werden, Auto kostet zurzeit 30 CUC je Stunde, mit maximal 4 Passagieren.
  • Routentaxi ab Parque de El Curita Richtung Cotorro oder San Francisco de Paula bis zum Museo Hemingway.
  • Mit dem Bus P-2 ab Linea und Calle G oder P-7 ab Parque de Fraternidad bis zur Haltestelle San Francisco de Paula.

Eintritt

5 CUC, für Kubaner 5 CUP.

Öffnungszeiten

Mo – Sa 10 Uhr bis 16:30 Uhr

Kubanews: Ausblick Finca Vigía

Der Blick vom Schreibturm geht wirklich bis zum Meer.

 

Finca Vigía