Havanna kann man nicht in 12 Stunden sehen, aber man kann versuchen, ein paar schöne Eindrücke zu gewinnen. Ich beginne den Rundgang am Plaza de San Francisco, weil dort die Kreuzfahrtschiffe ankommen. Jeder andere Havanna-Tourist kann diesen Platz recht einfach erreichen. Fortbewegt wird sich zu Fuß, mit der Fähre und dem Taxi.
Rundgang Teil 1: Die Altstadt von Havanna
Startpunkt des Rundgangs ist der Plaza de San Francisco. Wie einstmals ist hier der Ankunftsort für alle Reisende, nachdem sie nach wochenlanger Fahrt übers Meer wieder festen Boden unter den Füßen hatten. Hier ist auch der älteste Teil Havannas und die Calle Oficios, die den Platz begrenzt. Sie gehört zu den ältesten Straßen der Stadt.
Plaza de San Francisco bis Plaza Vieja
Als Erstes zu beachten, ist ein Brunnen: Der Löwenbrunnen (Fuente de los Leones). Er wurde von der Gesellschaft zum Schutze der Kinder, der Tiere und Pflanzen 1836 aus weißem Carrara-Marmor errichtet. Auffällig ist das große Gebäude rechter Hand (wenn der Fährterminal im Rücken ist) mit dem Merkur auf dem Dach, dem Gott des Handels. Es ist die alte Börse La Lonja, immer noch ein wichtiges Handelshaus der Stadt. Gegenüber befindet sich die Kirche des hl. Franziskus von Assisi (Iglesia de San Francisco de Asís) des Franziskanerordens. Sie wurde 1591 erbaut und in den 1920er Jahren umgebaut und renoviert.
Der Rundgang geht weiter in die Calle Oficios. Der Name der Calle Oficios rührt von den Werkstätten, die hier ursprünglich in jedem Haus lagen und die unterschiedlichsten Gewerke vereinten. Gleich als erstes ist eine Plastik des Künstlers José Villa Soberón zu bewundern. Sie zeigt Havannas berühmtesten Clochard „El Caballero de Paris“, der Havanna von den 20er Jahren bis nach der Revolution bewohnte.
Am Ende des Grundstückes des Klosters steht auf der linken Seite der Präsidentenwaggon Coche Mambí, der seit 1912 bis einschließlich nach der Revolution alle Präsidenten Kubas beförderte. Ein kleiner Rundgang empfiehlt sich und ist für wenig Geld zu haben.
Weiter in der Calle Oficios findet sich an der Ecke zur Calle Muralla ein kleiner Park, der an den zweiten Entdecker Kubas erinnert – Alexander von Humboldt. Gegenüber liegt das Humboldt-Haus mit deutschsprachiger Bibliothek und kleiner Ausstellung von Alltagsgegenständen der Expedition. Wir gehen aber schnurstracks die Calle Muralla in Richtung Plaza Vieja.
Vom Plaza Vieja zur La Merced
Der Plaza Vieja ist ein Muss. Ich empfehle die Camara Oscura an der Ecke Mercaderes/Teniente Rey – ein schöner Ausblick über die Altstadt. Auf dem Platz sollte man sich den Brunnen und die Skulpturen ansehen und dann wäre noch Zeit für einen Snack mit Kaffee. Die Kubaner lieben Kaffee – sie bezeichnen sich selbst als „cafeteros“.
Nun geht es auf der Calle Muralla bis zur Calle Cuba und dann links weiter bis zur Iglesia de La Merced. Wir erreichen das schönste Gotteshaus Havannas, das Mitte des 18. Jahrhunderts errichtet und im 19. Jahrhundert umgebaut wurde, an der Ecke Calle Merced und Calle Cuba. Der kleine Platz vor der Kirche erlaubt einen guten Blick auf das barocke Portal der Kirche. Im Innern kann man einen vergoldeten Altar finden, in drei Schiffen mit hohen Bögen die üppigen Heiligenbilder betrachten. Im Gegensatz zur Kathedrale, die eher dunkel und melancholisch stimmt, ist die Merced hell und freudvoll: Öffnungszeit: 8-12 Uhr und 15-17 Uhr.
Souvenirs, Souvenirs
Von der Kirche La Merced bis zum Hafen ist es auf der Calle Cuba nicht weit. Es geht jetzt schon Richtung Mittag und es wird wärmer. Da ist der überdachte Kunsthandwerkermarkt San José am Hafen genau das Richtige. Einige Highlights hat man ja nun schon gesehen und nun geht’s zum Shopping. Es gibt vom Domino bis zum Kitschbild aus der Manufaktur ein recht breites Spektrum an Handwerkskunst zu bewundern. Ich empfehle den Kokosnussstand in der Mitte. Es gibt frisch aufgeschlagene Kokosnuss mit oder ohne Rum.
Nach dem Shopping geht es wieder Richtung Plaza de San Francisco am Hafenbecken entlang auf der Alameda de Paula (Allee des hl. Franz von Paola). Aber zunächst ein kurzer Stopp an der Kirche des hl. Franz von Paola (Iglesia de San Francisco de Paula). Sie wird für Kulturveranstaltungen genutzt. Am Ende der Allee, die ein bisschen Schatten spendet, ist man nicht mehr weit von der russisch-orthodoxen Kirche Havannas entfernt. Sie sollte täglich von 9 bis 16 Uhr geöffnet sein und ein kurzer Blick lohnt sich. Mittagspause ist gleich nebenan im Restaurant Dos Hermanos. Es ist eines der ältesten Restaurants der Stadt und hierher kamen bereits vor Jahrzehnten illustre Persönlichkeiten. Es spielt oft eine kleine Band kubanische Klassiker. Nicht vergessen die historischen Bilder an den Wänden zu betrachten!
Rundgang Teil 2: Der Christus von Havanna, Cabaña und El Morro
Da das Motto steht Havanna in 12 Stunden, sind wir nicht fertig. Weiter geht es vom Fährterminal nach Casablanca – nicht die falsche Fähre zum Bezirk Regla nutzen. Neben der Fähranlegestelle ist der Startpunkt der Hershey-Bahn nach Matanzas. Ein Muss für Eisenbahn-Nostalgiker, aber das gehört in eine andere Geschichte. Es ist nur ein kurzer Anstieg und man steht zu Füßen des Christus von Havanna. Die Statue wurde am 24. Dezember 1958 eingeweiht. Erschaffen hat sie die kubanische Künstlerin Jilma Madera. Die 67 Teile der Statue wiegen 300 Tonnen. Sie ist recht frisch renoviert und nun erstrahlt der Christus wieder.
El Castillo de San Carlos de la Cabaña
Leider ist der Weg von El Cristo zur Festung La Cabaña nicht so schön für Fußgänger, aber die alten Gemäuer sind schon beeindruckend. Korrekt heißt es Fortaleza oder Castillo de San Carlos de la Cabaña. Sie ist fast 400 m lang und eine Fortsetzung der Festung El Morro (Castillo de los Santos Reyes). Die Festung wurde aus kriegstaktischen Gründen angelegt, denn die Erbauer von El Morro und La Punta waren überzeugt, dass die Besetzung des Bergrückens entlang der Einfahrt zum Hafen von Havanna auch zum Fall der Stadt führt. Die Einnahme Havannas durch die Briten im Jahre 1762 löste den Bau der Festung durch den spanischen König Carlos III. aus.
Die Fertigstellung der „uneinnehmbaren Festung“ erfolgte 1774 zu Kosten von 14 Millionen Pesos. Als der König die Kostenaufstellung sah, soll er nach einem Teleskop gerufen haben, denn seiner Meinung nach müsste man ein so teures Gebäude von Madrid aus sehen können. Die drei Museen erzählen die Geschichte der Festung, ermöglichen Einblicke in die Militärgeschichte und erlauben einen Blick in das Büro Ché Guevaras. In den alten Gemäuern ist es schön kühl, was ja zur Mittagszeit willkommen ist. Neben den Ausstellungen im Museum gibt es auf den Freiflächen viele Kanonen und Kanonenkugeln zu sehen und einen sehr schönen Blick auf die Altstadt. Empfehlenswert ist auch das Schauspiel der „Cañonazo de las nueve„, der allabendlich ab 20:45 Uhr stattfindet und dessen Höhepunkt ein Schuss aus einer Kanone um 21 Uhr bildet.
El Castillo de los Santos Reyes
Die dritte wichtige Sehenswürdigkeit ist die Festung El Morro. Der Pirat Francis Drake erdreistete sich nachdem er 1585 von Elisabeth I. Königin von England und Irland die Erlaubnis zur Piraterie errungen hatte, vor Havanna zu erscheinen und Stadt und Hafen zu bedrohen. Das bewog den König Felipe II. dazu, die Hafeneinfahrt mit einer Festung zu schützen. Ziel war es dadurch jegliche Piratenüberfälle auf Havanna abwehren zu können. Im Jahr 1597 schließlich wurde sie fertiggestellt. Der Name El Morro ist ein gewöhnlicher spanischer Titel für derartige Festungsbauten, die in exponierter Lage stehen.
Die Festung befindet sich ca. 40 m über dem Wasserhöchststand auf dem Felsen. Trotzdem können bei einem Hurrikan die Wellen bis auf Höhe der Festung schlagen. Das Museum ist schlicht, aber man erfährt einige interessante Details über die Geschichte der Anlage an der Hafeneinfahrt und das Kriegsgerät. Ich empfehle auf alle Fälle den Aufstieg auf den Leuchtturm. Er wurde 1845 in seiner heutigen Form eröffnet. Der Ausblick vom umlaufenden Balkon auf die Floridastraße und ganz Havanna ist fantastisch.
Zum Abschluss des Rundgangs auf der Ostseite der Hafeneinfahrt nimmt man ein Taxi vor dem Museum und lässt sich zurück zur Stadt bis zum El Capitolio fahren. Wer die 10 – 15 CUC nicht ausgeben will, kann auch den Bus P11 nehmen – kostet 40 Centavos.
Rundgang Teil 3: El Capitolio und Parque Central
Nun geht es schon auf den späteren Nachmittag zu. El Capitolio ist eine der wichtigsten Sehenswürdigkeiten Havannas und seit März 2018 zwischen 10:30 und 22 Uhr zu besichtigen. Es liegt am südlichen Ende des Prado auf dem Gelände des alten Bahnhofs Villanueva. Das Gebäude dominiert Havanna und ist im Stil an das Kapitol von Washington, dem Panthéon von Paris und dem Petersdom angelehnt. Es ist die Arbeit des Architekten Rejean Rayneiro. Für die Realisierung ist Carlos Miguel de Céspedes verantwortlich. Der Bau wurde unter Präsident Gómez begonnen, aber ernsthaft gebaut wurde ab 1925. Die Eröffnungsfeier und Übergabe des Gebäudes wurde auf den 20. Mai 1929 gelegt – der Inauguration von Präsident Machado. Das Gebäude hat eine Höhe von 94 m und ist 208 m lang und ist höher als das Kapitol in Washington.
Gebäude des Centro Gallego und Centro Asturiano
Zwischen El Capitolio und dem Hotel Inglaterra liegt das Centro Gallego. Das Gebäude wurde 1915 erbaut. Es ist ein massives und stattliches Gebäude im Stil der spanischen Renaissance, der auf die Extravaganzen des Rokoko Louis XIV. und XV. Bezug nimmt. Die Fassade ist ein Labyrinth aus weiß schimmerndem, gemeißeltem Marmor. Die Figuren repräsentieren die Kunst, die Wissenschaften, die Hoffung, den Glauben, die Liebe und die Wohltätigkeit. Zu finden sind Türme mit Ornamenten, Balkone, massive Pfeiler, Kolonaden und Wappenrollen. Seit 1985 heißt der Komplex Gran Teatro de La Habana und ist allein für die Kultur vorgesehen.
Direkt gegenüber dem Centro Gallego/Gran Teatro – ebenfalls am Parque Central gelegen – ist das beeindruckende Gebäude des Centro Asturiano, das 1926 erbaut wurde. Hier befand sich ursprünglich der Asturische Club. Er wollte die kubanische Heimat der Nordspanier sein und bot vielerlei Kultur und Bildungsaktivitäten an. Es wurde sogar ein Krankenhaus betrieben. 70.000 Mitglieder standen ehemals in seiner Kartei. Im Gebäude ist ein wunderschöner Ballsaal untergebracht, es gibt ausschließlich Marmortreppen und eine berühmte Bar mit farbenprächtigen Fliesen – jetzt Café Baco. Jetzt befindet sich das Museo Nacional de Bellas Artes in dem Gebäude.
Der Parque Central
Am südlichen Ende des Prado befindet sich der rechteckige Platz Parque Central. Er ist einer der zentralen Punkte der Stadt mit Bäumen und Blumen bestanden, der für jeden Touristen ein Fixpunkt darstellt, denn von hier lassen sich viele Exkursionen beginnen. Dieser Platz war der erste größere Platz außerhalb der alten Stadtmauern und er ist immer noch ein geschäftiger Ort.
Zentral auf dem Platz steht die Statue von José Martí. Dem Nationalheld der kubanischen Befreiungskriege des 19. Jahrhunderts wurde 1903 dieses Denkmal gesetzt. Es ist von dem kubanischen Künstler José Vilalta de Saavedra geschaffen und ist eines der schönsten Mahnmale Kubas. Der Sockel wird von 19 Marmorfiguren gesäumt, die die Frauen und Männer, die Jungen und Alten Kubas repräsentieren, die den großen Führern der kubanischen Befreiungskriege vertrauten, sie zum Sieg und Frieden zu führen. Ein geflügelter Engel des Lichts befindet sich ebenso zwischen den Figuren. Das kubanische Wappen ist schützend über den Figuren platziert. Die Martí-Figur soll eine Haltung darstellen, dass der Frieden von Zanjón (Ende des 10-jährigen Krieges 1868-78) eine Illusion ist und dass allein die Flagge Kubas über ein freies Kuba glücklicher Menschen wehen muss.
Die Bar El Floridita
Zwischen den Gebäuden des Centro Asturiano und dem Manzana de Gómez ist bereits der nächste kleine Park zu sehen. Bevor wir einen Entspannungstrunk nehmen, ein kurzer Blick auf den Platz vor der Bar El Floridita. Hier steht das Monument Francisco de Albear y Lara, dem Ingenieur, der das Vento-Aquädukt verantwortete und damit die Wasserversorgung Havannas sicherstellte. Es ist vom kubanischen Bildhauer José Vilalta de Saavedra aus feinstem Carrara-Marmor im Jahr 1893 in Florenz geschaffen worden. Die Frau am Fuße der Statue symbolisiert die Stadt Havanna.
Zeit für etwas Entspannung und falls der Hunger bereits sehr groß ist auch für das Abendbrot (wobei dafür im letzten Teil auch noch ein Tipp gegeben wird). Die Bar El Floridita ist laut Eigenwerbung die Wiege des Daiquirí und die Stammkneipe von Ernest Hemingway. Grund genug ihr einen Besuch abzustatten, auch wenn der Ansturm von Touristen wirklich groß ist.
Rundgang Teil 4: Der Prado und Abschluss am Malecón
Gestärkt geht es jetzt zum letzten Teilstück des Rundgangs. Dazu zunächst zurück zum Parque Central und dann rechter Hand halten und auf die Avenida del Prado laufen. Über diese schöne Straße habe ich bereits vor einiger Zeit geschrieben – da bleibt mir nur zu sagen, genießt den schönen schattigen Platz und das bunte Leben.
Am Ende des Prado ist bereits der Leuchtturm der Festung El Morro zu sehen. Rechter Hand befindet sich das Mahnmal der acht Medizinstudenten. Sie wurden unschuldig zum Tode verurteilt, weil sie angeblich ein Grab schändeten. Sie waren ein Opfer der Reaktion gegen die Unabhängigkeitsbestrebungen Kubas. Direkt an der Hafeneinfahrt gegenüber El Castillo del Morro liegt die Festung San Salvador de la Punta. Sie ist als Ergänzung der beiden großen Festungen El Morro und La Cabaña gedacht und deshalb kleiner aber trotzdem sehr massiv. Der Platz war ein beliebter Ankerplatz für Piratenlandungen, sodass hier zwischen 1590 und 1629 zur besseren Verteidigung des Hafens La Punta gebaut wurde. Nachts wurde eine dicke Kette zwischen El Morro und San Salvador de la Punta gespannt, um das heimliche Einlaufen von feindlichen Schiffen in die Bucht zu unterbinden. Geplant wurden die Anlagen von dem Italiener, der später Spanier wurde, Bautista Antoneli.
Den Abschluss des Rundgangs bildet der Malecón (auch darüber gibt es bereits einen Beitrag.). Er hat seinen Beginn an La Punta und zieht sich bis zum Tunnel nach Miramar. Empfehlen kann ich eine Kaltgetränk und von einem fliegenden Händler Erdnüsse. Wer noch nicht gegessen hat, dem ist das Restaurant Nazdarovie zu empfehlen – nur drei Blocks den Malecón entlang. Es bietet einen einzigartigen Blick auf die Bucht von Havanna.
Zurück zum Plaza de San Francisco geht es in ca. 10 Minuten mit einem Coco-Taxi – Zwischenstopp an der Kathedrale nicht vergessen. Es ist sicher eine ganze Menge und man darf sich nicht zu lange an jedem Punkt aufhalten, aber man sieht einige Sehenswürdigkeiten der Stadt.
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