Nicht nur die sechs Stunden Zeitunterschied zu Deutschland machen die ersten Tage oder einen ganzen Urlaub in Kuba schwierig. Das Gesamtpaket Urlaub in Kuba kann sich anders entwickeln, als man sich das an seinem heimischen Wohnzimmertisch ausdachte. Heute ein paar persönliche Tipps und Tricks, wie man sich einen schönen Aufenthalt ermöglichen kann.

Adaptationsphase ist wichtig

Kubanews: Internationaler Flughafen José Martí Terminal 3

Beim Anblick des Terminal 3 des internationalen Flughafens José Martí in Havanna ist die Euphorie sicher groß.

Vor ein paar Wochen schrieb ich ja über das Hinkommen und Ankommen nach Kuba. Das ist im Verhältnis zum Urlaub machen noch recht einfach, denn es lässt sich gut planen und wird – so der Flug nicht wegen Streik ausfällt – auch so durchgeführt, wie gewünscht. Wenn man seinen Fuß jedoch hinter die Immigration setzt, beginnt das wahre Kuba.

Das erste was mir nach dem Verlassen des Flugzeugs positiv und negativ auffällt ist die enorme Hitze und Luftfeuchtigkeit. Fast sofort geht die Transpiration los. Zwar überwiegt das euphorische Gefühl, es endlich wieder geschafft zu haben, aber die Hitze soll hier nicht unerwähnt bleiben. Das braucht immer etwas Zeit bei mir, bis ich darauf eingestellt bin.

Die nächste Überraschung kann das Gepäckband bereit halten. Manchmal dauert es einfach sehr lange bis die Taschen und Koffer überhaupt ausgeladen werden. Andermal schlampt die Fluggesellschaft und der Koffer bleibt in Paris. Und dann soll es wohl schon vorgekommen sein, dass Koffer geöffnet oder beschädigt ankommen. Also gehört immer ins Handgepäck einmal Wechselwäsche. Ich hab sie schon gut gebrauchen können.

Eine Form der Adaptation nötigt die Zeitverschiebung einem ab. Ich bin leider die ersten Tage immer noch im Europarhythmus. Früh morgens bin ich dann topfit und schon um neun an den Sehenswürdigkeiten. Abends neige ich dann aber zu großen Durchhängern, sodass ich in der ersten Woche keine große Lust auf Nachtleben verspüre.

Die wichtigste Tugend auf Kuba: Geduld

Kubanews: Schlange stehen

Viel Geduld für ein Eis. Wenn man Pech hat, gibt es nur Minze und Orange.

Adaptation an Kuba bedeutet auch, dass man Geduld mitbringen sollte. Allein schon die Hitze macht es nötig, dass man sich langsamer bewegen muss. Was sonst mit mir passiert, sind Sturzbäche von Schweiß, die sich innerhalb kürzester Zeit über meine Körper ergießen.

Wer in Kuba eintauchen will, sollte sich darauf einstellen, an oft unerwarteten Stellen aufgehalten zu werden und warten zu müssen. Sei es, dass zuerst ein Vorgesetzter befragt werden muss. Dann ist eine weitere Unterschrift unter ein Schriftstück zu setzen, die leider nicht sofort und hier geleistet werden kann. In der gut organisierten Bürokratie gibt es Wege, die von außen nicht gesehen werden können und die sich einem erst offenbaren, wenn man davon betroffen ist.

Egal ob staatliche …

Kubanews: Taxi-Voucher von Air France

Nach langem bürokratischem Ringen gab es den Voucher für die Taxifahrt.

Ich hatte es mal mit einem Flugausfall zu tun, der die Dame am Flughafen ganz schön ins Rotieren brachte. Es musste ein Voucher für’s Hotel und den Transport organisiert werden. Sie stimmte sich mit dem Hotel ab und schrieb mir einen Gutschein dafür aus – Melia Cohiba war gar nicht schlecht. Danach schrieb sie mir einen Voucher für ein Taxi. Alles das musste immer in Rücksprache mit der Chefetage geschehen. Telefonate, Zimmer verlassen und wieder reinkommen, tippen im Computer und handschriftliches Befüllen von Formularen – das ganze Programm eben.

Wer eine Pauschalreise bucht, dem kann auch einiges passieren. Beispielsweise kommt es schon mal vor, dass Zimmer doppelt verkauft wurden und es in ein Ausweichhotel gehen muss. Oder die Agentur in Kuba hat die Zimmer im Hotel erst gar nicht reserviert, dann muss man eventuell ebenfalls in ein anderes Hotel. Und wer einen Mietwagen gebucht hat, dem ist der Wagen erst sicher, wenn er drin sitzt.

oder private Wirtschaft

Aber auch die Privatwirtschaft neigt dazu, Geduld zu fordern. Wer zum Beispiel auf eigene Faust auf die Isla de Juventud will, sollte sich ein dickes Fell zulegen, gutes Spanisch sprechen und charmant sein. Es kann durchaus Tage dauern, bis man das Ticket in der Hand hält.

Oder ein Fall mit einer Casa Particular: der Kontaktmann des Hosts bestätigte mir die Casa per E-Mail. Bei der Anreise bedauerte der Host seine Unpässlichkeit, aber die Casa ist nicht frei. In beiden Fällen hilft einem nur tiefes Durchatmen und einlassen auf die nicht abänderbare Situation, statt auszuflippen und mit wüsten Beschimpfungen oder gar Drohungen um sich zu werfen.

Pläne flexibel halten

Kubanews: Sammeltaxi in Santa Clara

Wer keinen Bus mehr erwischt, kann auch im Sammeltaxi durch Kuba. Es kostet für Touristen wenig, braucht aber Spanisch.

Um die Geduld nicht überzustrapazieren, strickt man sich seine Reisepläne so, dass man auf unerwartete Hindernisse mit Flexibilität reagiert. Wenn die Busse nach Viñales ausgebucht sind, macht man eben erstmal den Abstecher nach Santa Clara oder umgekehrt. Oder es wird das Verkehrsmittel gewechselt – neben Bussen gibt es auch Sammeltaxis für Touristen oder Einheimische.

Es hilft bei der Planung auch nicht, das Programm so voll zu packen, dass man schon bei kleinsten Unterbrechungen in Zeitnot gerät. Es ist wichtig, sich immer noch etwas Luft einzuplanen, damit man das Unerwartete, was garantiert kommt, auch „genießen“ kann.

Ich selbst bin dazu übergegangen in einen Tag meist nur noch eine Besichtigung oder eine Erledigung zu packen, damit ich das auch wirklich schaffen kann. Bei Stadtrundgängen geht meist schon etwas mehr, aber da bin ich auch nur auf meine Beine angewiesen und nicht auf andere Menschen oder Institutionen. Wenn ich abends ausgehe, so ist mindestens der Nachmittag nur für die Vorbereitung geblockt.

Für Reisen in andere Städte plane ich immer einen ganzen Tag ein, wenn es von Havanna bis zur Mitte der Insel gehen soll oder in den Westen. Selbst mit Sammeltaxis und öffentlichen Bussen ist das machbar. Die ganze Insel an einem Tag zu durchqueren, halte ich für nahezu unmöglich – außer im Flugzeug natürlich.

Zum Schluss noch …

Ich habe mir mittlerweile vor jeder Reise angewöhnt, nichts Außergewöhnliches von der Reise nach Kuba zu erwarten. Jedes Mal wenn ich mit überzogenen Erwartungen hinfuhr, wurde ich enttäuscht. Das passierte mir nie mit einem Erwartungshorizont, der eher im unteren Bereich angesiedelt war. Dann konnte ich auch die kleinen und größeren Ärgernisse des Alltags genießen – das Warten auf den Linienbus oder das Sammeltaxi, die Einkäufe auf den Märkten, die Suche nach Eiern oder Butter …

Ich will damit nicht sagen, dass Kuba als Reiseland nicht fantastisch sei. Es ist nur oft ganz anders als erwartet.