Pünktlich zum Internationalen Tag des Bieres hole ich eine Geschichte zum Bier hervor. Diesmal geht es um den Biergarten der Brauerei Polar. Den Biergarten habe ich bereits vor einem Jahr erwähnt, nun hatte ich Gelegenheit, ihn zu besichtigen oder besser gesagt, seine Überreste zu entdecken. Er war für die Habaneros jeglicher Schichten seit seiner Entstehung ein wichtiger Ausflugsort. Vor etwa acht Jahren wurde der Biergarten aufgegeben. Seitdem holt sich die Natur diesen Ort zurück. Ein Stück Stadtgeschichte zum wiederentdecken – also genau das Richtige für mich.
Brauerei Polar: Eine der großen Marken vor der Revolution
Alles begann im späten 19. Jahrhundert mit einer Eisfabrik in der Industriezone Puentes Grandes. Sie wurde am 23. April 1911 um die Brauerei Polar erweitert. Federführend war der Gründer Jesús Rodríguez Bautista, die Finanzierung wurde vor allem aus der Familie Zorrillas y Giraudier sichergestellt.
Das Bier der Marke Polar und ein Malzgetränk Trimalta gehörten von Anfang an zu den wichtigsten Produkten. Bis Ende der 1950er Jahre gab es mehr als 500 Angestellte in der Fabrik und die Marke Polar war neben Hatuey und La Tropical eine der drei Großen des Landes.
Ein Biergarten gehörte damals zum guten Ton dazu und so wurde ein Gelände neben der Brauerei Polar mit allem, was ein Biergarten braucht versehen. Selbst ein chinesischer Park und ein Bootsanleger am Flüsschen Almendares gehört zum Ensemble dazu.
Baseballteam Polar
Neben der Brauerei befindet sich ein beeindruckendes Tor als Eingang zum Fußballfeld. Die Brauerei Polar finanzierte auch ein Profi-Baseball-Team, sodass der Platz in früheren Zeiten sicher für das Training genutzt wurde.
Gerade auch durch das sportliche Engagement gehörte die Marke Polar zu einer der bekanntesten in Kuba. Sein Slogan: La cerveza del pueblo y el pueblo nunca se equivoca (so viel wie: Das Bier des Volkes und das Volk irrt nicht.).
Erholungspark auch nach der Revolution
Die Nutzung als Naherholungsort ging auch munter nach der Revolution weiter. Dazu waren die Gärten einfach zu schön im Grünen gelegen und die Brauerei produzierte ja auch noch weiter. Leider wurde jedoch immer weniger für die Erhaltung der Anlagen getan, sodass sie schließlich um 2011 komplett aufgegeben werden mussten.
Nun sind sie in einem Dornröschenschlaf und jeder muss sich sein Bier selbst mitbringen, um die Schönheit des Ortes mit einem kühlen Blonden genießen zu können.
Übrigens wird in der Fabrik neben dem Biergarten wieder Eis produziert. Das Eis bekommen die Bars und Hotels von Havanna, um den Cocktaildurst der Touristen stillen zu können. Außerdem gibt es eine Verarbeitung von Meeresfrüchten. Insofern ist der Ort wieder bei seinen Wurzeln angekommen, vielleicht wird ja auch irgendwann wieder Bier gebraut werden und dann wäre ein Biergarten keine schlechte Idee …