kubanews: Blick über das Schwimmbecken in den Garten

Das Land der Villa erstreckt sich bis zum gegenüberliegenden Bergkamm.

Es erstaunt mich immer wieder, welche kleinen Schätze sich doch in Havanna finden lassen. Diesmal machte ich einen Spaziergang durch San Francisco de Paula auf der Suche nach etwas Abwechslung abseits der Finca Virgía. Und da standen wir nun vor der Ruine der Villa Varela, die der Finca Virgía in nichts nachzustehen schien.

In San Francisco de Paula wohnten vor der Revolution drei Millionäre: der Amerikaner Stinger, der Amerikaner Hemingway und die Familie Sagristá. Die Villa von Stinger wurde in eine Schule umgewandelt. Die Finca Virgía ist Museum und Cash-Cow. Übrig bleibt die Villa Varela. Es handelt sich um eine reine Naherholungsresidenz unweit des Stadtzentrums in den Hügeln südlich von Havanna.

Die Villa Varela repräsentiert den Stolz der Familie Sagristá

kubanews: Das Schwimmbecken der Villa Varela war beachtlich.

Schwimmbecken und Badehaus lassen erahnen, wie reich die Bewohner einst waren.

Die Sagristás sind im vorrevolutionären Havanna nicht irgendeine Familie. Sie kommen aus Katalonien in Spanien und sind dort schon keine armen Menschen. So kam es, dass die Vorfahren der jetzigen Bewohner für die vorrevolutionären Regierungen Kubas auf ministerialer Ebene arbeiteten. Sie zählten zur Oberschicht Kubas und hatten einige Reichtümer. Dazu zählte eine repräsentative Stadtvilla im Zentrum und ein gutes Dutzend weiterer Häuser in Havanna. Das Grundstück in San Francisco de Paula ist dem Status der Familie angemessen und erstreckt sich bis zur Kuppe der gegenüberliegenden Hügelkette. Das Haupthaus steht genau am besten Punkt, um einen schönen Blick ins Tal zu bekommen.

kubanews: Die Voliere für die Tiere der Villa

Natürlich darf die Voliere mit vielen Vögeln nicht fehlen.

Die zweistöckige Villa Varela war mit allen Annehmlichkeiten der vorrevolutionären Ära ausgestattet – schattigen Gängen, Vogelvoliere, Schwimmbecken, Garagen für die Fahrzeuge und Plantage. Errichtet wurde sie bereits Ende des 19. Jahrhunderts für die Sommerfrische. So gab es genug Möglichkeiten und Platz zur Erholung. Das Schwimmbecken bot Abkühlung und war direkt unterhalb des Haupteingangs gelegen. Selbstverständlich gab es eine Vogelvoliere, die mit allerlei kubanischen Tieren bestückt war und der Garten erstreckte sich weit, sodass die Bewohner ihre Ruhe haben konnten.

Verfall und Zusammenbruch

kubanews: Haupteingang der Villa Varela

Griechische Säulen stützten schattige Gänge und sorgten für angenehmes Klima – selbst im Sommer.

Nach der Revolution wurden alle Häuser der Familie Sagristá enteignet, bis auf die Sommerresidenz. Alle mussten nun auf den zwei Etagen der Villa zusammenrücken. Die meisten Mitglieder der Familie verließen Kuba erst in den 1990er Jahren. Als Spanier war es ihnen möglich das Land relativ leicht zu verlassen. In den 70er und 80er Jahren diente die Villa auch als Filmkulisse. Schließlich bot in der Mitte der Nuller Jahre der Stadthistoriker Eusebio Leal Spengler den Resten der Familie an, die Villa zu restaurieren. Diese lehnten aber ab und nun ist sie nur noch eine Ruine, als sie vor etwa fünf Jahren in sich zusammenfiel.

Eine traurige Anekdote gibt es zudem noch zu berichten: Als es für die Familie Außerlandes ging, machte sich eine Tante daran die ganzen unnützen alten Dokumente zu verbrennen. Diese Dokumente wurden in der Villa aufbewahrt und stammten aus der Zeit als einige Familienmitglieder Ministerämter inne hatten. Sie waren durch die stürmische Zeit der Enteignung gerettet worden. Dass es sich dabei um zeithistorische Dokumente Kubas handelte, wurde leider erst viel zu spät von anderen Familienmitgliedern bemerkt – so ging auch damit ein Teil der dokumentierten Geschichte Kubas verloren.

Villa Varela