El Floridita
Der Ruf, der dieser Bar vorauseilt, dem kann niemand gerecht werden. Sie zählt zu den bekanntesten Bars der Welt und glücklicherweise hat sich vom Interieur her die Atmosphäre konserviert. Manches Mal kann es vorkommen, dass sie so gut gefüllt ist, wie der Bierkönig in Palma, nur dass es hier keine deutschen Schlager zu hören gibt.
Saufen in einer der besten Bars der Welt
Als Hemingway El Floridita regelmäßig besuchte, galt sie als eine der besten der Welt. Mehrfach wurde sie in den Top-10 der einschlägigen Magazine genannt. Sicher lag die gute Benotung auch an dem berühmten Gast, denn gerade in den 50er Jahren hatte der Autor bereits einen Kultstatus erreicht, der neben dem Pulitzer-Preis 1954 auch den Literaturnobelpreis erhielt.
El Papa, wie Hemingway von Freunden genannt wurde, suchte die Bar allein oder in Begleitung seiner vielen Besucher gern auf. Bei der Recherche zu diesem Artikel sind mir so viele Bilder von Hemingway mit schillernden Persönlichkeiten in El Floridita untergekommen, dass ich diese nicht alle gezählt habe.
Die Bar hatte aber noch einen anderen Zweck für Hemingway, wie Wolfgang Stock berichtet. Sie diente ihm für Charakterstudien, denn hier traf sich immer ein illustres Völkchen: vom Zuhälter bis zum Unterweltboss. Es ist seinen Romanen zu entnehmen, wo er sich am Publikum der Bar bediente.
El Floridita – über 200 Jahre in Havanna
Eröffnet wurde die Bar im frühen 19. Jahrhundert, genauer im Jahr 1817 als La Piña de Plata (Die silberne Ananas). Dieser Name kommt mir so albern vor, dass ein Namenswechsel mehr als sinnvoll erschien. Es sollte aber 93 Jahre dauern, bis das tatsächlich geschah. Aber im selben Häuserblock an der nächsten Ecke auf der Calle Obispo gibt es eine Bar mit genau diesem Namen 😎
1910 kam dann der Namenswechsel zu Bar-Restaurant La Florida. Noch nicht ganz, aber die Richtung stimmt schon. Der Name ist außen an der Fassade noch zu lesen. Durch den beginnenden Tourismus in Kuba war die Lage der Bar ideal, denn unweit der Hotels am Parque Central gelegen, konnte nur Großes beginnen. Dafür sorgte auch Constantino Ribalaigua y Vert, der La Florida ab 1912 leitete.
Zum jetzigen Namen nach 93 Jahren
Unter seiner Ägide kam auch die letztmalige Umbenennung in El Floridita im Jahre 1914. Constante setzte Hemingway in seinem postum veröffentlichen Roman Insel im Strom ein Denkmal. Bis 1952 führte Constante El Floridita und perfektionierte den Daiquirí zu seiner heute bekannten Zubereitungsweise. Er ist der Signature Drink der Bar und ich glaube, selbst Menschen ohne Kubaerfahrung werden El Floridita mit dem Daiquirí in Verbindung bringen. Obwohl es verschiedene Geschichten zur Entstehung des Daiquirí gibt, wird hier darauf bestanden, dass er hier geboren wurde: La Cuna del Daiquirí (Die Wiege des Daiquirí).
Constante verdanken wir auch, dass die Bar ein sehr gutes Restaurant bekam. Denn jeder Mensch weiß, dass mit dem Alkoholgenuss auch der Hunger kommt. So wundert es nicht, dass der Esquire im Jahre 1954 El Floridita auf Platz 7 der weltweiten Rangliste setzte.
Nach der Revolution fiel El Floridita in einen Dornröschenschlaf. Sie erhielt 1992 von der nordamerikanischen Akademie der Gastronomiewissenschaften die Auszeichnung Beste der Besten 5 Sterne Bars als König des Daiquirí und als Restaurant mit der Spezialisiserung Fisch und Meeresfrüchte.
2003 bekam die Bar eine Statue von Hemingway in seiner Lieblingsecke spendiert. Nun kann sich jeder Gast und Hemingway-Fan neben ihn stellen und einen Daiquirí genießen.
Fazit
Ich mag die Bar, auch wenn sich insbesondere am Nachmittag die Touristen stapeln. El Floridita hat einen morbiden Charme, den die Bar zu einem Muss für jeden Havanna-Besucher macht. Wie das mit Hemingway ausging, wissen wir ja. Deshalb meine Empfehlung: nicht allzu viel vom Daiquirí nehmen.
Wertung
Kontakt
Adresse: Obispo 557 | Monserrate, Habana
Webseite: http://www.floridita-cuba.com
Telefon: +53 7 867 1299
Öffnungszeiten: täglich, Bar 11 - 24 Uhr, Restaurant 12 - 1 Uhr
Hi,
Danke für den schönen Bericht über die Floridita (der ich nach zwei Besuchen großräumig ausweiche). Einheimische Freunde haben mir erzählt, dass Hemingway die Bar so sehr mochte, weil sie nicht nur in Steinwurfnähe zum Ambos Mundos liegt, sondern weil sie auch nach allen Seiten hin offen war. Irgendwann 1959 oder 1960 wurden dann die Erker zugemauert und eine Klimaanlage eingebaut, was für Hemingway sehr verdrießlich war, denn da konnte man im Fall einer Kneipenschlägerei nicht mehr so schnell türmen.
Ich müsste mal suchen, bin aber sicher, alte Fotos der Floridita gesehen zu haben, als sie noch offen war und die einzige Kühlung der Wind war, der quer durchs Lokal strich.
Leuten, die auf Hemingways Spuren reisen, kann ich nur das La Terrazzas in Cojimar empfehlen, wo Hemingway gerne mal mit den Fischern pichelte. Dort kostet der Mojito 2,20cuc und schmeckt besser, und die Meeresbrise streicht über die Terasse herein und kühlt den Raum angenehm ab. Hemingway fühlte ich mich dort näher als in Havanna.
Liebe Grüße,
Peter
Hallo Peter,
danke für deine ausführliche Antwort und den Tipp. Cojimar steht bei mir auf der Liste. Ich war zwar schonmal da, aber ich brauche ein Update.
Übrigens gehe ich selbst seit zwei bis drei Jahren nicht mehr so häufig in die Floridita. Ich hatte das Gefühl, dass die Qualität der Cocktails etwas nachlässt und mir ist es schon untergekommen, dass man vor Besuchern kaum in Ruhe sein Getränk schlürfen konnte. Mein absoluter Topfavorit ist L’Elegante mit Barmann Tito. Der reduziert seine Arbeitszeit jedoch ab diesem Jahr – ist schließlich auch schon 70+. Aber er arbeitet seinen Nachwuchs gerade ein und schwört auf die beiden Neuen. Die haben für mich noch nicht gemixt.
Grüße
Matthias