Kubanews: El Prado de mi Habana, Marisol Herandes

Der Prado in Havanna von der kubanischen Malerin Marisol Hernandes gesehen.

Der Prado gilt als die schönste Straße Havannas und seine Löwen sind legendär. Die Allee führt auf 800 m Länge vom Parque Central zur Hafeneinfahrt direkt ans Meer. Die baumumsäumte Flaniermeile wird auch gern zum Tanzparkett, Kindergarten, zur Kunstausstellung oder Handelsplattform. Ein Besuch ist für jeden Havanna-Reisenden ein Muss.

Der Prado wird seit Generationen von Jung und Alt genutzt

Kubanews: Prado mit seinen Löwenstatuen

Löwen bewachen die Allee

Namen für diesen Boulevard gibt es viele – Paseo de Martí oder Paseo de Prado oder  El Prado Nuevo. Auf alle Fälle ist er bereits seitdem er im Jahr 1772 angelegt wurde, ein beliebter Treffpunkt aller Menschen. Er gilt nach wie vor als der populärste Paseo der Stadt.

Der Marquez de la Torre war für die Anlage verantwortlich, der ihn El Prado Nuevo nannte, um ihn von einer Allee innerhalb der Stadtmauern zu unterscheiden. Zunächst hatte sich aber der Name Allee Außerhalb der Stadtmauern (Alameda de Extramuros) etabliert, da sie außerhalb der alten Stadtmauern verlief. Der Name ist vom Marquez direkt vom  berühmten Prado de Madrid abgeleitet. König Carlos III. von Spanien verwandelte im Rahmen einer Stadtreform ab 1763 ein waldreiches Stück Land in eine Vergnügungsmeile mit Brunnen, Skulpturen und Plätzen.

Der Prado zu Beginn des 20. Jahrhunderts

Der Prado zu Beginn des 20. Jahrhunderts (Bildnachweis: SLUB / Deutsche Fotothek, Lübeck, Oswald: Havanna, Kuba. Prado, um 1910)

Der Gouverneur Miguel Tacón wiederum lies später den Paseo de Prado pflastern und verbreitern. So nannten ihn die Habaneros zwischenzeitlich auch Paseo de Tacón. In der republikanischen Zeit (ab 1902 bis 1959) wurde er wiederum Paseo de Martí genannt und immer beliebter bei den Einheimischen, aber letztlich ist er als Paseo de Prado allen in Erinnerung. Und selbst die Musik macht keinen Bogen um die berühmte Straße (s.u.).

Der Neptunbrunnen stand am Prado

Damit der Prado in Havanna seinem Namensgeber aus Madrid in nichts nachsteht, wurde vom Graf von Santa Clara der Neptunbrunnen am Südende gespendet. Dieser wechselte seinen Standort mehrmals innerhalb der Stadt und steht nun in der Hafeneinfahrt gegenüber vom Castillo de la Real Fuerza. Die Calle Neptuno erhielt ihren Namen wegen des Neptunbrunnens. Viele Jahre war dieser der schönste Havannas.

Gerade an den Feiertagen und am Wochenende ist deutlich zu sehen, dass die Habaneros sich gern auf dem Prado zeigen. Die Vielfalt der Menschen und ihre lateinamerikanische Lebendigkeit verleihen ihm einen unvergleichlichen Charme. Insbesondere am Morgen und zum Sonnenuntergang wird er zur beliebten Promenade der Habaneros und man kann hier das kubanische Leben gut studieren. Es gibt kaum einen Tag im Jahr, an dem er nicht in goldenes Sonnenlicht getaucht ist. Hier kann man die Kubaner bei vielen Tätigkeiten zusehen und in Kontakt kommen, wenn man des Spanischen mächtig ist.

Heldengedenken und Kulturzentrum

Kubanews: Prado Manuel de la Cruz

Das Denkmal für Manuel de la Cruz – einem Revolutionshelden aus dem 19. Jahrhundert

Der Paseo ist mit mehreren attraktiven Marmorbüsten und Denkmälern geschmückt. Das am südlichen Ende erinnert an den revolutionären Helden, Historiker und Erzieher Manuel de la Cruz, geboren in Havanna am 17. September 1861, gestorben in New York City am 19. Februar 1896. Nach der Bronzetafel zu Füßen der anmutigen Frauenfigur hielten seine Schriften den revolutionären Kult in den kubanischen Herzen am Leben. Er nahm eine wichtige Rolle bei der Vorbereitung des Unabhängigkeitskrieges ein. Er tat auch seine Pflicht an den Waffen. Das bronzene Wappen an der Basis des Sockels ist das der Kubanischen Republik. Am nördlichen Ende des Prado steht das Denkmal für  J.C. Zenea. Er war ein Poet und revolutionärer Märtyrer, der in der Festung Cabaña am 25. August 1871 hingerichtet wurde.

Wer heutzutage auf dem Prado flaniert, wird mit reichlich Leben belohnt. So wohnte ich bereits Tanzveranstaltungen bei, habe die Künstler mit ihren Malereien und Kunsthandwerk gesehen, konnte Kindern beim Malen über die Schulter schauen oder beim Rad fahren zusehen. Außerdem werden Wohnungen gekauft und verkauft. Immer wieder ist auch Platz für Outdoor-Kunstaktionen – zur Biennale beispielsweise.

Berühmte Hotels entlang der Promenade

Kubanews: Graham Greene

Graham Greene bevorzugte das Hotel Sevilla in Havanna

Neben den alteingesessenen Hotels Telegrafo (1860), Inglaterra (1875) und Plaza (1909) ist das Iberostar Parque Central jüngeren Datums. Bereits zum Beginn der touristischen Erschließung Kubas waren die Hotels am Parque Central zu finden und sind dementsprechend im Gedächtnis der Stadt eingeprägt. Herausragend ist jedoch das Hotel Sevilla (ab 1919 Sevilla-Biltmore) etwa zur Hälfte auf dem Weg zum Meer auf der rechten Straßenseite. Einerseits wurde es von der italo-amerikanischen Mafia für ihre Aktivitäten genutzt, sei es nun Glückspiel oder Bestechung von Politikern. Unter den Gästen des Hauses waren so bekannte Mafiosi, wie Santo Trafficante oder Al Capone. Anderseits lebte hier der Schriftsteller Graham Greene und wurde so zu seinem Meisterwerk Unser Mann in Havanna inspiriert. Greene hatte in Havanna einen ausschweifenden Lebensstil, der aus den autobiografischen Notizen seiner Bücher sehr gut herauszulesen ist. Eindeutig ein Lesetipp von mir für die Reise nach Havanna! In der Lobby des Hotels Sevilla gibt es eine kleine Ausstellung mit Fotos aus den 1950er Jahren – sehr sehenswert.

Auf dem Prado pulsiert das Leben

Und wie versprochen hier zwei Lieder aus dem reichhaltigen Musikangebot zum Prado. Als erstes einen Klassiker aus der kubanischen Musikkiste von Enrique Jorrín:

und zum Abschluss von den Los Zafiros das Lied Hermosa Habana: