Im März 2018 eröffnete das „nationale Monument“ Kapitol (span. Capitolio) wieder seine Pforten für Besucher. Acht Jahre haben die Restaurationsarbeiten gedauert und dieser Tage sind sie mit der Einweihung der goldenen Kuppel abgeschlossen. Das Gold für die Kuppel, so sagt man, kommt aus Russland. In Gruppen von bis zu 15 Personen kann dem Gebäude ein Besuch abgestattet werden. Ich habe mich bereits vor ein paar Monaten bei einer Führung umgesehen und war vom Bau beeindruckt.
Kurze Geschichte des Kapitol
Bereits um 1910 wurde erwogen, das Areal des alten Bahnhofs Villanueva zu nutzen, um einen Präsidentenpalast darauf zu errichten. Der alte Bahnhof sollte in den Zentralbahnhof Havannas aufgehen und das Gelände, das auch mal Müllhalde, botanischer Garten und Vergnügungspark war, sollte einer repräsentativen Nutzung zugeführt werden.
Baubeginn des Kapitols war im Jahre 1912 unter Präsident José Miguel Gómez. Bis zum Jahre 1925 passierte nicht viel, denn die Bemühungen zum Aufbau wurden nicht ernsthaft vorangetrieben. Erst im Jahr 1925, nach der Wahl von Gerardo Machado zum Präsidenten, sind die Bauarbeiten von ihm forciert worden. Am 20. Mai 1929 feierten die Kubaner bei der zweiten Inauguration von Gerard Machado auch die Eröffnung des Kapitols.
Das Ingenieurunternehmen Purdy & Henderson verantwortete den Bau des Kapitols. Sie stellten bereits das Gebäude des luxuriösen Havana Yacht Club fertig. Die Dimensionen des Baus sind beeindruckend. Mit einer länge von 208 Metern und einer Höhe von 92 Metern zählt es zu den größten Gebäuden Havannas. Das Vorbild in Washington wird um einige Meter überragt. Im Stil bediente sich der Architekt Rejean Raynero aber neben dem Kapitol in Washington beim Pantheon in Paris und beim Petersdom in Rom.
Rundgang durch das Kapitol
Die Treppen ins Kapitol
Die 55 Stufen der Treppe zum Eingang werden von zwei 6,5-m-hohen Skulpturen bewacht – der Arbeit (El Trabajo) auf der linken und die bürgerliche Tugend (ursprünglich La Virtud Cívica, jetzt La Virtud Tutelar del Pueblo) auf der rechten Seite. Die Statuen sind vom italienischen Bildhauer Angelo Zanelli entworfen und realisiert worden, der belgische Bildhauer Ricardo Struyf stellte 75% der bronzenen Reliefs, Zierstreifen und Ornamente her. Hinzu kommen über 2.000 kubanische Künstler, die ihren jeweiligen Anteil an der Vollendung beitrugen.
Nach dem durchschreiten der großen Eingangspforten steht der Besucher direkt unter der Kuppel. Sie ist sogar größer als die Kuppel des Kapitol von Washington. Die vielen Fenster und die Säulen in der großen Höhe beeindrucken besonders.
In der anderen Richtung, zum Fußboden kann man eine Replika des 24-karätigen Diamanten bewundern, der den Kilometer Null für alle Entfernungen Kubas darstellt. Er ist verbunden mit der ewigen Flamme der Krypta für den unbekannten Soldaten unterhalb des Eingangsbereichs.
Die Korridore der verlorenen Schritte
Links und rechts gehen der Süd- und Nordflügel jeweils in die Korridore der verlorenen Schritte (Los corredores de los pasos perdidos) ab. Die Flügel werden so benannt, da der Marmorfußboden nahezu lautlos durchschritten werden kann. Das war für die Menschen in früheren Zeiten eine gespenstische Vorstellung, dass ein Schritt keinen Laut macht.
Ebenfalls im Eingangsbereich befindet sich die dritte Statue des Kapitols – La República. Sie ist aus vergoldeter Bronze hergestellt und die drittgrößte Statue in einem geschlossenem Gebäude der Welt. An den Eingangspforten werden auf Reliefs die Gründungsmythen Kubas dargestellt. Da sich Gerard Machado zu einem brutalen Diktator entwickelte, ist sein Relief gewaltsam zerstört worden (rotes Oval im Bild).
Salon Bolivar und Repräsentantenhaus
Nachdem man den Korridor der verlorenen Schritte durchquert hat, ist der Salon Bolivar die nächste Attraktion. Dieser Raum ist so ursprünglich wie möglich erhalten. Die Möbel und die venezianischen Spiegeln sollen erahnen lassen, wie das Kapitol zu seiner Eröffnung ausgesehen hat. Dabei ist der Stil aus der Zeit Napoleons von Frankreich entlehnt.
Das Repräsentantenhaus im Nordflügel ist eine eindrucksvolle architektonische Meisterleistung in Stile einer Seitenkapelle. Innen ist es edel ausgeschmückt mit weißem und getöntem italienischem Marmor und kubanischem Mahagoni.
Das präsidiale Geschirr
Der Rundgang geht weiter zum Essenssaal oder dort, wo der geneigt Besucher die umfangreich Sammlung an Geschirr-Services der präsidialen Mahle bewunder kann. Die Services sind sicher nicht spühlmaschinenfest, aber durchaus opulent. Kleine Bemerkung am Rande: sie wurden in Deutschland hergestellt. Mit den Wappen und Insignien der Republik Kuba sehen sie hochoffiziell aus und ich kann mir gut vorstellen Congrí con Pollo davon zu essen.
Die Crypta des unbekannten Soldaten
Der Rundgang durch das Kapitol endet in der Crypta des unbekannten Soldaten (span. Tumba del Mambí desconocido). Hier wird der vielen ungenannten Helden der Befreiungskriege gedacht. Die Statue der Republik ist noch einmal in einer kleinen Version zu sehen, das Staatswappen ist dort ausgestellt und die Nationalhymne, La Bayamesa, ist in Bronze gegossen zu bewundern.
Fazit zum Kapitol
Das Gebäude ist beeindruckend und ich kann jedem nur empfehlen, sich die Stunde Zeit zu nehmen und einen Rundgang mitzumachen. Mir hat es Spaß gemacht, die vielen Enden kubanischer Geschichte miteinander verknüpfen zu können.
Und zum Schluss noch eine kleine Überraschung: Im Innenhof zum Nordflügel steht die Statue des „Ángel Rebelde„. Der kleine Engel reckt die Faust gen Himmel und will sich mit dieser Geste gegen die Götter im Himmel erheben. Damit wird er zum gefallenen Engel und stellt somit das Gegenteil des Göttlichen dar.
Servicezeiten, Eintritt
Öffnungszeiten: Di, Do, Fr, Sa – 10, 11, 12, 14, 15 und 16 Uhr; Mi, So – 10, 11, 12 Uhr
Eintritt: 10 CUC, (Kubaner 10 CUP)
Führungen auf Spanisch und Englisch.
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